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Die Pizza im Jackpot

Wie das so manchmal geht im Leben.

Da sitze ich mittel-kürzlich mit einem Kumpel, ich erwähne ihn hier lobend und nenne ihn aus übungskünstlichen Gründen einfach S. Grimma, am Tisch und wir essen Pizza. Sichtlich stolz präsentiert er, dass das Schicksal es wohl gut mit ihm gemeint hat. Denn ein Gerät eines Lebensmittelherstellers scheint einen Aussetzer technischer Natur vollzogen zu haben, so dass sich auf seinem Gourmetexemplar von einer Pizza (Lebensmittelingenieur-fachsprachlich: Tiefkühl-Tomatensossenteigling, oder kurz TK-TST) plötzlich 3 Scheiben Schinken in bester Form (daher Formschinken) übereinander gestapelt fanden. Und das zum günstigeren Preis eines Einfachstaplers.

Jackpot!

Nun fingen wir, ob dieses Glücksfallgriffes, an zu philosophieren, welche Konstellation den selbigen wohl begünstigt haben mag. Schließlich würde ein solches Mängelexemplar doch an der Produktionsstrassenendkontrollwaage (Lebensmittelingenieur-fachsprachlich prägnant: PSEK-Wheraussortiert werden da mit übermäßigem Fleischanteil für den menschlichen Verzehr ungeeignet. Zumal es auch noch der angegebenen Fleischeinwaage und dem Serviervorschlag auf der Packung widerspricht, und somit einem versuchten Positivbetrug am Verbraucher nahe kommt.

Schnell fanden wir einen Verdächtigen.

Da eine Maschine den Schinken in Scheiben schneiden wird, müsste die Schuld wohl also bei der Schinkenscheibenschnittmaschine zu suchen sein.

Wäre nun diese selbe Maschine neben dem reinen Schinkenzu- und abschnitt ebenfalls in der Lage auch die Verteilung auf dem vorher besossten Teigling auszuführen, spräche man natürlich eher von einer Schinkenscheibenschnittverteilmaschine.

Wenn diese nun fähig wäre neben Schinken auch die wesentlich anspruchsvollere Dauerwurst aka. Salami schnittgerecht zu portionieren und zu verteilen, so dass diese nun dem Boden auferlegt werden können, so wüsste der Fachmann hier natürlich korrekterweise von einer Kombosalamischinkenscheibenschnittverteilmaschine zu berichten. 

Interessant wird es allerdings, wenn die Maschine neben dem schnöden Schnitt- und Verteilprozess ebenfalls im Stande wäre, den für den Teigling geeigneten Scheibenschnittkäse aufzubringen. Dass in dem Falle nicht mehr nur von einer reinen Kombosalamischinkenscheibenschnittverteilmaschine sondern richtigerweise eher von einer Kombosalamischinkenscheibenschnittkäseverteilmaschine die Rede ist sollte sich hier wohl von selbst erklären.

Die deutsche Ingenieurskunst ist bekanntermaßen auch in der Lage eine solche Maschine, die macchina delicti, um eine weitere Funktion zu ergänzen. So rundet sich das Bild in dem Moment ab wo man gewahr wird, dass eben diese auch die hohe Kunst des Hefeteiganquellens beherrscht. Lange wurde daran getüftelt, da natürlich jede weitere Funktion die Fehleranfälligkeit um den Faktor Pi erhöht, so dass es gerade hier zu unbeabsichtigtem Mehrfachabschnitt (Lebensmittelingenieur-fachsprachlich prägnant: MeFaShit) kommen kann. Nicht ohne Stolz wurde daher bei der TK-Branchenfachmesse „Mein Frost – Dein Frost – Aktuell 2017“ die erste serienreife Kombosalamischinkenscheibenschnittkäseverteilteiganquellmaschine als „KSSSSKVTAqM Centurion Pizza-Xtreme“ vorgestellt, und der staunenden Kundschaft in die Orderbücher diktiert.

Welche der genannten Maschinen der Hersteller nun am Ende eingesetzt hat wissen wir nicht. Wobei die Centurion am nächsten liegt. Auf der Packung gab es leider keinen Hinweis auf die verwendete Technik. So begnügten wir uns mit der Gewissheit, dass es auch vorteilhafte Fehler geben kann in einem solchen Prozess der Lebensmittelindustrie. Fragt sich nur bei wem die Extrascheiben nachher fehlten 🙂

Viele Grüße,

René

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