[ABC.Etüden 4.5.20] Berliner Küchenkommunismus II
Meine erste Abhandlung zum schleichenden Um-Sich-Griff des Berliner Küchenkommunismus (BKK) zog einige interessante Gedankenansätze in Kommentarform nach sich. Hier sei vor allem die Idee des Küchenmanifestes von Werner und die umgedeutete Internationale von Alexander von schreibenwaermt erwähnt.
Beides inspirierte zu einer Fortsetzung der Etüden, von Christiane bestimmt, mit den Wörtern der Textwochen 04/05 in 2020 von Donka mit ihrem Blog OnlyBatsCanHang.
Papiertiger
belanglos
plätschern.
Nachdem die Grundprinzipien des BKK nun hinreichend verstanden wurden, und in der mitwohnenden Gesellschaft ihre Mehrheit gefunden haben, steht der Verbreitung durch geschickte Agitation nichts mehr im Wege.
Schluss mit seichten, dahin plätschernden, jedoch ausschweifenden Reden! „Pragmatismus im Berliner Küchenkommunismus jetze!“ lautet die neue Devise.
Man stelle sich nun also vor, dass sich sämtliche Küchennutzer zum morgendlichen Küchenappell (moKa) einfinden. Das Stehen stärkt neben den Waden auch das gemeinschaftliche Küchen-, Koch- und Zusammengehörigkeitsgefühl abseits von VEB und BER.
Einer der etwas realitätsfernen Papiertiger aus dem Zentralen Küchenplanungstudio (ZeKüpso) würde das, von Werner ersonnene, Küchenmanifest zu verlesen versuchen, und stimmte an:
Brüder, zum Kühlfach, zur Butter,
Brüder, und den Senf dazu!
Hell aus dem dunklen Kühlfach
leuchtet die Zukunft hervor. (…)
Während die musikalische Fraktion die 1. Kücheninternationale nach Alexander anzustimmen gedenkt:
Wacht auf, Kaffee-Junkies dieser Erde,
die stets man zum Entkoffeinierten zwingt!
Das Recht auf Toast vom warmen Herde
nun mit Macht zur Knusperbräunung dringt.
Nehmt das Brot auch von dem Bedränger!
Heer des Aufstrichs, wache auf!
Das Ei allein‘ zu pellen, tragt es nicht länger
Gemeinsam zu pellen macht wohlauf!Esser, hört die Signale,
auf zum nächsten Menü.
Die Gersten-Kaltschale
bekämpft den Hunger im Nü.
Danach waren glücklicherweise noch 1,5 Stunden Zeit, um belanglose Themen wie die Planerfüllung zu diskutieren. Da diese Pläne vom genannten Zentralstudio stets für fünf Jahre festgesetzt werden, werden sowohl Putz- wie auch Einkaufsplan manchmal von der Realität eingeholt.
Besonders enthusiastische Gemeinschaftsteiler schwingen zwischendurch die Fahne, die unverkennbar Gabel und Messer (gekreuzt) auf stilisiertem Kühlschrank auf roten Hintergrund zeigt.
Zufrieden stimmen am Ende alle zusammen das Lied der berlinschen Abwaschtruppen (bAt) an:
Einst entstanden aus Etüden
und dem Kühlschrank zugewandt,
Sollst du mir die Wurst andienen,
Küche, mein Gemeinschaftsland …
Es lebe die Gemeinschaft.
Der BerlinAutor
14 Kommentare
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Rainer Hartwich
Guten Morgen,
wenn ich mich an meine Studentenzeitung erinnere, hatten wir in der Küche den puren Kapitalismus. Die „armen Schlucker“ waren es gewohnt, das was sie sich leisten konnten noch zu teilen, während Söhnchen und Töchterchen aus gutem Hause in der Regel die Schnorrer waren. Sie lebten nach dem Motto: „Was dein ist, ist auch mein. Was mein ist, geht dich nichts an.“ Frei ausgedrückt: ein Vermögen erwirbt man nicht, man erspart es.
Einen guten Tag und beste Grüße, R.
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Werner Kastens
Gut gebellt, Tiger!
Mein Großvater hat schon immer gesagt: Junge, Du musst nur den langen Atem haben. Die guten Dinge kehren immer wieder. Aber dass das in Deiner Person geschieht, lieber René, hat er nicht so genau vorhersehen können.
Er hat mir dann noch einen Grundsatz mitgegeben, den er immer streng befolkt hat:
Eiserne Regel
Als altgedienter hehrer Küchen-Kommunarde*
beiß ich jedem genussvoll in die nackte Wade
der entzogen sich der Allgemeinen Küchen-Weihe**
und eigensinnig tanzt aus geschlossener Reihe
mit heißem Verlangen nach MEINER Karbonade.
* (AKK)
** (AKW)
Fahne schwenkend und rufend: Geh Du voran, Hannemann!
rene_berlin
Sehr gut, und danke für die geblümten Lorbeeren. Das Kompliment gebe ich gerne zurück, werter Co-Kommunarde mit Karbonade und bedeckter Wade 🙂
Christiane
Ah. Und der morgendliche Küchenappell ist also ein Beispiel für gelebten Pragmatismus. Ja nee, alles klar. Von den gesetzgebenden Papiertigern scheint keiner gern länger zu schlafen …
(Männer! Werner, siehst du? ?)
Liebe Grüße
Christiane ?☕?️
rene_berlin
Klaro. Pragmatismus durch stehenden Fortschritt quasi.
Wir stehen einem Export desselben die Hansestadt natürlich aufgeschlossen gegenüber 🙂
KG – Kameradschaftliche Grüße, René
Christiane
Neee. Neee, Bruder im Geiste (BiG), wirklich nicht. Vor allem kein Gesang! ?
rene_berlin
Schade, werte Geistesschwester. Nicht mal zusammen das „Einst entstanden aus Etüden“? ??
Christiane
Kein Gesang bitte! ?
Wobei die Erwähnung und (inter-)nationale Verbreitung der Etüden natürlich verlockend wäre … ?
rene_berlin
Denke auch. Und wenn es da ein Opfer braucht, hier in Gesangsform, dann ist es das was es braucht 🙂
Werner Kastens
Ja, ich sehe und sage grrrrr
rene_berlin
Hat dies auf Ein Blog von einem Freund. Von Humor. Und Spass. Aus Berlin. Im Ernst! rebloggt und kommentierte:
Zum Thema Küchenkommunismus gibt es offensichtlich noch mehr zu sagen. Daher ein zweiter Teil. Danke an die Unterstützung von anderen. Es lebe die Küchengemeinschaft 🙂