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[ABC.Etüden 6.7.20] Das Projekt Fussball in 2020

Heute einmal zu einem Thema das uns alle, jaaaaaaa wirklich alle, angeht. Fussball nämlich 🙂

Den Angehrahmen stellt dafür stellt, wie immer verlässlich, Christiane zur Verfügung. Die Wörter für die Textwochen 06/07 des Schreibjahres 2020 kommen von Alice mit ihrem Blog Make a Choice Alice. Ihre Begriffe lauten:

Grippe
gebleicht
knuddeln
.

[Etüde an]

Willkommen im Jahre 2020, wo Fussball mittlerweile (nur noch) ein Projekt ist. Kein Spiel einer verschworenen Mannschaft für Sieg und Fans mehr. Vielleicht war er das auch schon immer. Dann aber hieß er die ganze Zeit nur anders, und war nicht so offensichtlich und vordergründig reines Geschäft.

Dem geneigten Zu- und Wegschauer wird es nicht entgangen sein, dass wir bei diesem Sport, bei dem immer noch 20 + 2 + 4 Personen einen Ball verfolgen, in den letzten Jahren zahlreichen Veränderungen unterworfen waren.

Ja, Videobeweis. Ja, Torlinientechnik. Ja, 10 Millionen Euro für ein 16-jähriges Talent das dann 5 Millionen im Jahr verdient. Ja, komplizierte Leihverträge mit undurchsichtigen Rückkaufoptionen, Ausstiegsklauseln und Bonuszahlungen.

Auch sieht das Knuddeln der Spieler nach Torerfolg mittlerweile anders aus, und wirkt etwas gekünstelt. Und jeder Spieler der etwas auf sich hält hat sein eigenes, erkennbares MarkenWarenzeichen entwickelt, um ein erzieltes Tor zu zelebrieren. Da wird kunstvoll gerutscht, gerührt und getanzt.

Fussball ist trotzdem (noch) Emotion. Und ich hoffe inständig, dass wenigstens das so bleibt. Und da reden wir nicht von der WM 2018, als ich kreidegebleicht auf dem Sofa saß und dem Elend zusah. Ja, damals aufgrund der Leistung, und heute aufgrund der Millionenbeträge für Jungspieler wird mir übel. Immerhin ist das ja auch (noch) eine Art Emotion.

Aber wenn, und da rede ich nicht nur von den derweil unglücklich-stümperhaft anmutenden Versuchen der Hertha aus Berlin etwas Großes aufzuziehen, Spieler nur noch von diesem Spiel überzeugt werden können, weil das „Projekt für die Zukunft so vielversprechend aussieht“, und sie daher dabei sein wollen, dann ist das schon irgendwie komisch. Das klingt nicht nach Identifikation oder Fussball-Emotion, sondern eher nach der Forschung nach einem aktuellen Grippevirus.

Das Motto lautet: „Wer das nicht versteht hat den Fussball nie geliebt“. Ich verstehe es nicht wirklich. Dann war ich wohl ein Heuchler. Doof finde ich es trotzdem irgendwie.

[Etüde aus]

René, der trotzdem nicht viel weniger, dafür mit viel mehr unterschwelligem Protest, Fussball konsumiert genießt.

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