Berlin-Echt

Echter Fakt: Berliner haben eine große Klappe

Echter Fakt: Berliner haben eine große Klappe. Und eine eigene Mundart. Zurecht.

Ohne Vorurteile streuen, schüren oder verfestigen zu wollen, so ist der Berliner an sich in der Außenwahrnehmung einer, der hier und da mal irgendetwas auszusetzen hat. Die Straße zu laut, die Bahn zu voll, die Schrippe schon wieder teurer, und „die da oben haben sowieso keene Ahnung“.

Um seinem hier und da berechtigten Unmut hinreichend Luft machen zu können hat sich, unter allerlei verschiedenen Einflüssen, in Berlin im Laufe der Zeit ein Dialekt beziehungsweise eine Mundart herausgebildet. Diese wirkt in der Regel etwas derb, mitunter (zu) sehr direkt und war lange Zeit als Dialekt der einfachen Leute verpönt, so dass sich wieder diese ominösen Leute „da oben“ in der Regel um die Benutzung des Hochdeutschen bemühten.

Eine kleine Berliner Klopsgeschichte soll an dieser Stelle ein besseres Verständnis dessen liefern was in der Hauptstadt so alles verbal kursiert:

Ick sitz‘ am Tisch und esse Klops,
uff eenmal kloppt’s.
Ick kieke, staune, wunda mir,
uff eenmal jeht se uff, de Tier!
„Nanu!“, denk‘ ick, ick denk‘: „Nanu?
Jetz isse uff, erst war se zu?!“
Ick jehe raus und kieke,
und wer steht draußen? … Icke.

Zum besseren Verständnis hier die hochdeutsche, und grammatisch korrekte, Version, auch wenn diese sich dann plötzlich nicht mehr reimt:

Ich sitze am Tisch und esse Klops,
auf einmal klopft es.
Ich schaue, staune, wundere mich,
auf einmal geht sie auf, die Tür!
„Nanu!“, denke ich, ich denke: „Nanu?
Jetzt ist sie auf, erst war sie zu?!“
Ich gehe raus und schaue
und wer steht draußen? … Ich.

Wie man hier allerdings gut sehen kann besteht der Berliner Dialekt aus mehr als nur dem „Jeld“ statt „Geld“ und dem „icke“. Ohne nun aber auf jede mögliche Einzel- und Eigenheit einzugehen, hier ein paar Beispiele der hiesigen Sprachauslegung:

  1. Zusammenziehung: „wattissn?“ = „Was ist denn los?“ oder alternativ hochtrabend „Was ist ihr Begehr?“. Ein anderes Populärbeispiel wäre „Ach komm, vajisset!“ = „Ach komm, vergiss es!“
  2. Anrede in der ersten Person Plural: „Haben wir schon jewählt wat wir essen wolln?“ = „Haben Sie schon gewählt was Sie essen möchten?“
  3. Der Akkusativ und Dativ werden kaum unterschieden durch Nutzung des Universalausdruckes „mir“: „Dit betrifft mir nicht“ = „Das betrifft mich nicht“
  4. „J“ statt „G“ und „P“ statt „PF“: „Jib mir ma meen Jeld zurück, sonst hau ick dir eene vorn Kopp“ = „Gib mir mal mein Geld zurück, sonst haue ich dir einen vor den Kopf“, wobei dieser Satz die meisten der vorgenannten Eigenschaften vereint.

Ach ja, der Überlieferung nach stellt die Redewendung „Da jibt’s janüscht zu meckan“ die höchste Bestätigung dar zu der ein Berliner in der Lage ist, wenn er eigentlich loben will. Denn wenn es tatsächlich nichts (mehr) zu meckern gibt, dann scheint ja alles gut zu sein. Keine Baustellen mehr, U-Bahn pünktlich, BER geöffnet und die Schrippe kostet wieder 5 Pfennig. Dit wär‘ juut 🙂

Und ooch juut zu wissn: It jibt eene Webseite im Intanet die sich die Ahaltung vonna Berliner Sprache jewidmet hat. Mit dufte und knorke und Wörterbuch und Wasser vonna Spree und allet wat dazujehört. Kieckste ma einfach uff www.spreetaufe.de/

– Der BerlinAutor

Wer übrigens mehr selbstverfasste Berliner Gedichte sucht, der möge sich hier umsehen. Eine Sammlung Berliner Anekdoten hingegen sind hier zu finden.

Teilen mit:

7 Kommentare

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.