ABC Etüden ohne Berlin

[ABC.Etüden 45.46.19] Niemand hatte die Absicht eine Mauer abzubauen …

Hätte, hätte, Fahrradkette. Hätte man 1989 nicht die Grenze geöffnet, hätte ich heute keine Möglichkeit diese Etüde zu schreiben. Wahrscheinlich. Stark vereinfachte Vor- und Darstellung meinerseits, sowie Zusammenfassung alternativer Vergangenheit.

Ich war noch auf der Suche nach einem Thema für die aktuellen Etüden, da kam das Gespräch auf den Jahrestag der Maueröffnung und dessen Folgen. So entschloss ich mich die Etüden für dieses Stück jüngerer Geschichte zu nutzen. Mal sehen was es wird. Außer der Idee stand am Anfang nicht viel. Von der Fahrradkette abgesehen.

Die Wörter für die Textwochen 45.46.19 sind von Anna-Lena aus dem Blog Meine literarische Visitenkarte, aufbereitet und dargeboten von Christiane. Die neuen Begriffe lauten:

Himmelsleuchten
recycelbar
ausreisen.

[Etüde an]

Nicht, dass man den Jahrestag mit seinen 30 Lenzen hätte übersehen können. Pünktlich zum selbigen geht David Hasselhoff auf Tour, und im TV wird Vergangenheit aufgewärmt.

Nach offizieller Lesart führte ein Missverständnis auf einer Pressekonferenz am 9. November im Jahre 1989 zur Maueröffnung. Die Geschichte war knapp ein Jahr später um ein deutsches Kapitel reicher, und Deutschland um eine abgebaute Mauer ärmer.

Ich war damals 9 und lebte in Mecklenburg, von dem man noch heute sagt, dass Neuigkeiten in der Regel dort erst 10 Jahre später eintreffen. Die Nachricht, dass man nun legal würde ausreisen können, verbreitete sich aber auch dort schnell. Tage später fehlten gefühlte 30% meiner Mitschüler in der Klasse. Man wollte mal schauen gehen. Einige kamen zurück. Andere Jahre später.

Das witzigste Erlebnis für mich war unser erster Grenzübertritt. Mein Bruder (damals 6) stellte fest: „Guck mal, im Westen scheint sogar die Sonne!“ Nicht, dass sie auf der Heimseite nicht auch geschienen hätte. Aber das Himmelsleuchten schien auf der Fremdseite offensichtlich noch deutlicher hervorgetreten zu sein.

Nimmt man das Angebot an „Ostalgie“-Produkten als Gradmesser der Wiedervereinigung, dann haben wir 30 Jahre später schon noch einen Weg zu gehen. Ob hier tatsächlich ein recycelbarer Markt geschaffen wurde oder eine Nachfrage bedient wird wage ich kaum zu beurteilen. Die Werbung auf Produkten, die als Herkunft „Von uns“ angeben, treffen auf jeden Fall den Nerv ehemaliger DDR-Bürger.

Warum?

Ich behaupte es ist ein Festhalten oder die Erinnerung an etwas von dem den Leuten nach 40 Jahren gesagt wurde, dass vieles Müll war an das sie glaubten. Ich rede nicht vom Konzept des Sozialismus, oder dem Treten von Menschenrechten mit Füßen. Aber hätte man den Leuten eher die Möglichkeit gegeben sich selbst anzuschauen was sie nun mit der neuen Situation machen statt ihnen zu sagen, wie sehr sie sich vorher haben veralbern lassen. Wir wären heute einen Schritt weiter.

[Etüde aus]

Wurde ernster als ich dachte oder ursprünglich wollte. Aber trifft es irgendwie. Auch wenn es für mich persönlich nichts gibt was mir fehlt, oder woran ich persönlich festhalten müsse. Ist aber subjektiv denn, wie erwähnt, habe ich von all dem kaum etwas mitbekommen, und das meiste erfuhr ich erst als es schon „vorbei“ war.

René

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