Prangenten e.V. prangert an: Next Ostern mit Last Christmas. Ein Experiment
Irgendetwas ist hier entweder sehr berechen-, durchschau-, vorhersagbar oder zeigt sich wenig abwechslungsreich. Entweder ist es mein Blog, oder die auffallende Vorgehensweise der Supermärkte bei Saisonwaren, die einen hohen Umsatz zu generieren versprechen.
Auf meinen Blog lasse ich nichts kommen. Da wird die Wahl also eng.
Grund für diese Feststellung ist mein kürzlicher Besuch im Verbrauchermarkt neZle (= nur eine Zigarettenlänge entfernt). Unschuldig wie ich immer so gucke schweift mein neZle-geschulter Blick über Bio-Jogurt, Osterhasen, Schälrippe und…Moment, Osterhasen Mitte Februar? Zwei Monate vor dem eigentlichen Termin? Das sind ja fast vor-weihnachtliche Zustände. Nicht, dass das neu und überraschend wäre. Aber befremdlich alle mal.
Und da ich mich in der 2018er Vorweihnachtszeit das ein oder andere Mal über Last Christmas echauffiert habe, fiel mir auch ganz schnell einer meiner ersten Blog-Beiträge ein, den ich Anfang November 2018 in das Internet blies. Und just kam mir eine Idee, eine spektakuläre.
Die Themen und Geschehnisse sind so nah miteinander verwandt und -woben, da ist es doch am deutlichsten und unterhaltsamsten, wenn ich diesen genannten Beitrag einmal recycle, und kurzerhand anpasse. So wie man es bei neZle ja auch tut. Schlicht, um mal einen Punkt zu machen, und die Ausrechenbarkeit zur Schau zu stellen. Denn diese gefühlte Lieblosigkeit nervt mich irgendwie, und daher prangere ich das an.
Apropos Last Christmas. Hier noch ein ganz großer Brocken unnützen Wissens, der aber natürlich bei der Jauch’schen 1 Millionen-Frage klaren Vorteil bescheren würde. Davon abgesehen, bitte wann und wo würde ich diesen nun folgenden, an Ironie kaum zu überbietenden, Fakt bitte noch unterbringen können? Kurzum, es gibt ein wenig bestätigtes Gerücht, dass Last Christmas vom Michael George ursprünglich als Osterlied konzipiert war, und Last Easter heißen sollte. Es wurde allein für das Weihnachtsgeschäft angepasst, und ist nun heute das was es ist. Ich finde kaum Worte wie witzig ich das finde. Das für einen solchen Zweck nötige Smiley wurde noch nicht erfunden, um meinen aktuellen dämlich-kichernden Zustand hinreichend auszudrücken. Dieses Smiley hätte mindestens einen roten Mantel an, ein Osterei in der Tasche, schaute sarkastisch und würde Tränen der Lachfreude weinen. Während es Fahrrad fährt wahrscheinlich.
Egal, ich verliere den Faden. Genug also eingeleitet, hier nun der ursprüngliche Text des Beitrages aus der Vor-Weihnachtszeit 2018, mit den Anpassungen auf die Vor-Osterzeit 2019.
Recycling an
Aufgrund eines gewissen Lebensalters hätten man und ich es ahnen können. Es kam trotzdem überraschend, unverhofft und spontan. So wie jedes Jahr der erste Schnee auf den Straßen. Ich meine, es gab Anzeichen und Vorwarnungen. Die Saisonverschiebungen machen es einem allerdings schwer. Denn schließlich versuchen die Marketingabteilungen diverser Süßwaren- und Gebäckhändler die Saison bis in den März Mai zu verlängern, nur um sie dann direkt im Juli, noch vor den Sommerferien, wieder beginnen zu lassen. Spätestens aber als in meinem Stamm-Netto neZle um die Ecke Anfang September Mitte Februar die entweder ersten Stollen Schokohasen diesen Jahres, oder die letzten Kekse der Vorjahres-Konsum-Saison mitten in den Gang geschoben wurden, da hätte es mir auffallen müssen.
Es wird tatsächlich wieder Weihnachten Ostern. Also bald. Also mehr oder weniger bald. Eher mittelbald. Aber es kommt bestimmt.
Und dann ist es mir heute passiert. Mein Stamm-Netto neZle nötigte mir Stollenkonfekt gefüllte Ostereier auf. Anfang November. Mitte Februar. Oh nein, das werde ich jetzt vor meiner Mutter geheimhalten müssen. Zu groß die Gefahr eines Spontanvortrages im Stile von: „Wir kaufen Weihnachtssachen Osterkram frühestens am ersten Advent drei Tage vor Ostern“. Wobei ich nie den Mut hatte zu fragen, ob „wir“ mich, aufgrund familiärer Bande, mit einschließt. Seit meinem Auszug von zu Hause vor 18 Jahren folge ich dieser Devise trotzdem. Vorsichtshalber. Einfach nur um sicher zu sein. Aber klar ist, dass ich das jetzt gut verbergen muss. Mindestens bis zum ersten Advent Karfreitag.
Oh, auf dem Heimweg ein Anruf. Natürlich. „Hallo Mama. Ja, hier alles gut. Oooooch, ich? Nee, nix besonderes. Ist ja noch nicht mal Weihnachten Ostern oder so. Haha.“ Und plötzlich gesteht sie mir im Nebensatz, gerade so als wenn es nichts bedeutete, dass sie letzte Woche vor einem Konzert auch bereits ge-vorweihnachtet rumgeeiert hat. Ein Glühwein Schokoei war es das mir mein Weltbild zumindest anriss, und sämtliche Vorweihnachts Oster-Mustersohn-Ambitionen meinerseits zunichte machte. Kann man sich denn heute auf gar nichts mehr verlassen?
Oh doch, man kann. Und ich kann das auch. Neben der Tatsache, dass der 24. Dezember Karfreitag immer auf einen Heiligabend Freitag fällt gehört eines irgendwie dazu. Last Christmas Easter von Wham! Wohl kaum eine andere Gesangsdarbietung spaltet die vorweihnachtlichen österlichen Gemüter so wie diese. Und auch für diese Lied gilt in meinen Augen der gute alte Monty Python-Vergleich. Ähnlich wie die Schwarzhumorigen von der Insel gilt auch bei Last Christmas Easter, dass du es entweder liebst, oder du hasst es. Und zwar beides mit Leidenschaft, und dem dazugehörigen Nachdruck für die eigene Überzeugung einzustehen. Eine Grauzone ist weder bei weder noch bei noch vorgesehen.
Und genau dort beginnt mein Problem. Während ich es in manchen Jahren nicht erwarten kann das Lied zu hören („Aha, jetzt ist Weihnachten Ostern“), gibt es auch Jahre in denen ich ab Mitte November Februar vorsichtshalber kein Radio mehr höre weil ja Last Christmas Easter laufen könnte („Aha, jetzt ist Weihnachten Ostern“). Das nennt sich ein Konflikt. Noch keine Schizophrenie, aber hinreichend Konfliktpotential hat Wham! da schon 1984 theoretisch die Gesellschaft eingeführt. Und weckt dieses in jedem Jahr mit schöner Regelmäßigkeit zur Vor-Weihnachtsosterzeit.
Nur um mal zu gucken ob es nach diesem sich anbahnenden inneren Nervenaufrieb noch immer den selben Effekt hat schalte ich nun das Lied ein:
Last
ChristmasEaster, I gave you myheartSchokohase. But the…
Ok, das reicht. Ja, nervt noch. Oder schon. Vielleicht einfach noch zu früh, ist ja schließlich noch kein erster Advent Karfreitag. Oder ich brauche vorher ein vorweihnachtlichen Glühwein mit Stollenkonfektgeschmack Osterei mit Whisky darin.
…very next day, you gave it away.
Schluss jetzt. Ich gehe Monty Python gucken.
Now for something totally different and the bright side of life.
René
Recyling aus
Es geht also. Dann mache ich mich mal schon auf die Suche nach den ersten Eiern. Wird Zeit.
René
18 Kommentare
romantickercarolinecasparautorenblog
Vielleicht auch. Oh Ostermoos, oh Ostermoos. Du störst nicht nur zur Osterzeit. Im Rasen immer, wenn`s nicht schneit.
ueberweiss94
OOstermoos, klasse ? dann ist die ganze Arbeit von Wham ja doch zu etwas nütze gewesen. Und wenn es nur zu unserer allgemeinen Erheiterung dient
romantickercarolinecasparautorenblog
Es war wohl eher deine geschickte Verknüpfung, die dieses Meisterwerk erweckte. Deshalb passte meines Erachtens „überweis“ von weise und so, noch besser. Dachte ich schon mehrfach bei deinen Beiträgen.
ueberweiss94
Interessanter Ansatz mit dem Überweiss, auch wenn es ursprünglich woanders her kam. Aber finde ich gut 🙂
romantickercarolinecasparautorenblog
Während Toto, Bob Marley und Queen u.a. im Chaos meine Bejahung desselben unterstützten, Chicago mein Kitschbedürfnis und Trauern erfüllten, hat Wham mit seiner Frische, Rhythmus und Tempo mir neue Lebenslust geschenkt. Noch einmal: Ich mag Wham.
ueberweiss94
Verstanden und nachvollziehbar. Dass sowas mal aus ihrem Lied wird war ja am Anfang kaum abzusehen 🙂
Katharina
Beschreie es nicht, nachher bringt jemand Last Easter noch raus. Möglich wären auch Neuaufflagen wie „Oh Osterbaum“ oder „Morgen kommt der Osterhase“. Irgendwie habe ich die Befürchtung das tatsächlich jemand über so etwas nachdenkt.
ueberweiss94
„Oh Osterbaum“ ist einfach zu herrlich. Dass da noch keiner drauf gekommen ist. Vielleicht muss man das selbst einmal initiieren 🙂
schreibenwaermt
Oh. Ich dachte das zweite Emoji hätte was mit Ostern zu tun. Sieht aber eher nach Reeperbahn aus.?
ueberweiss94
Stimmt. Eine Mischung aus Reeperbahn und Hugh Hefner irgendwie. Aber die Idee war gut 🙂
schreibenwaermt
Ja. Ich bin stets bemüht auch wenn das Ergebnis manchmal mager ausfällt.?
schreibenwaermt
Im Zweijahresabstand wäre das Lied durchaus erträglich. Vielleicht sollte das gesetzlich geregelt werden. ??
ueberweiss94
Gute Idee. Wir sollten das mal einbringen 🙂
Pingback:
romantickercarolinecasparautorenblog
Sehr schön und alle Jahre wieder. Die Worte und Last Christmas plus Coming Home For Christmas. Wham begleitete mich in der Zeit einer Befreiung, nicht nur von den üblichen Weihnachtsliedern, dener ich nur eines wirklich mag, – u. a. – und ich liebe es. Allerdings sparsam und nur kurz vor Weihnachten. Weihnachtslieder mit Helene Fischer toppt es allemal. Jedenfalls nach meinem Empfinden.
Das Gerücht trifft ganz meinen Humor und ich stelle mir das Video vor, in welchem sie sich dann mit Ostereiern beworfen hätten, vielleicht aus Versehen auch mal mit einem rohen. Anstatt plötzlich zu schneien hätte es zu regnen begonnen. Womöglich hat diese Vorstellung die Saisonverschiebung gar befördert. Das bei diesen Frisuren! Ich schweife ab.
Ich bin so gar nicht empfänglich für diese festlichen Schoko-Versuchungen. Der letzte Weihnachtsmann, der mich zu faszinieren vermochte, war ein Hard-Rock-Weihnachtsmann. Den hab ich dann auch gekauft. Diese frühzeitige/voreilige/übergriffige Aufforderung zum Kaufen empfinde ich eher als Nötigung. Sie bewirkt also bei mir genau das Gegenteil.
ueberweiss94
Ich verstehe total was du meinst. Irgendwie ist es schon ein wenig nervig, wenn dann plötzlich die Hasen im Gang stehen.
Sehr witzig finde ich tatsächlich allerdings auch die Idee zu dem Video mit dem Oster Thema. Bestimmt sehr unterhaltsam. Inklusive Frisuren 😉
Werner Kastens
Der neue/alte Trend: Ereignis-Recyclen. Komme mir fast wie bei BMW vor: die definieren auch jedes Jahr das Autofahren neu, aber bisher hat sich das Prinzip der 4 Räder nicht geändert.
Deine Vorlage könnte man auch gut für den Valentinstag, Halloween, Vatertag etc. einsetzen. Das senkt nebenbei die Kosten und erhöht den Umsatz!
ueberweiss94
Stimmt, die 4 Räder bleiben. Egal wie man es nennt 🙂